Die Anatomie des Pferdehufes: Ein Blick unter die Oberfläche


Der Pferdehuf ist ein faszinierendes und komplexes Gebilde, das oft unterschätzt wird. Doch um die Gesundheit unseres geliebten Vierbeiners zu fördern, ist es wichtig, dieses zu verstehen. In unserem Blog “Die Anatomie des Pferdehufes: Ein Blick unter die Oberfläche” nehmen wir euch mit auf eine spannende Reise in die Welt der Hufanatomie.

Das Hornmaterial von Pferdehufen wird aus Keratin gebildet. Es kommt auch in Haaren, Nägeln und Federn vor und ist ein Protein. Dieser äußere Teil des Hufes wird auch als Hornkapsel bezeichnet.

Innerhalb der Hornkapsel befinden sich verschiedenartige Strukturen, Blutgefäße und Nerven. Alle Strukturen und Bestandteile des Hufes sind auf unterschiedliche Art und Weise eng miteinander verbunden und erfüllen die verschiedensten Aufgaben.

Die äußeren Strukturen – die Oberfläche des Pferdehufes:

Insgesamt besteht der äußere Teil des Pferdehufes aus Wand, Sohle, Strahl, Eckstreben, Trachten und Ballen. Die einzelnen Komponenten unterteilen sich noch in weitere Bestandteile. Die Hufwand besteht z.B. aus drei verschiedenen Schichten, die unterschiedliche Funktionen erfüllen.

Die Hufwand eines Pferdes setzt sich aus drei Hauptbestandteilen zusammen:

Hornkapsel:

Oft auch als Hufkapsel bezeichnet, bildet sie die Hufwand, die den Huf umgibt.

Hufhaut:

Sie besteht aus Ober-, Leder- und Unterhaut. Das Deckgewebe der Oberhaut ist teils stoffwechselaktiv und teils aus totem Gewebe, das für die Bildung von neuem Hornmaterial verantwortlich ist. Die Lederhaut besteht aus verdichtetem Bindegewebe.

Tragrand:

Dieser setzt sich aus dem Wandhorn, der weißen Linie und der Sohlenschwiele zusammen. Diese Elemente interagieren, um die Struktur und Festigkeit der Hufwand zu sichern.

Auch die Hufsohle setzt sich aus mehreren Elementen zusammen.

Sohlensegment (Solea):

Es bildet den den Großteil der Basisfläche des Hufes und besteht vorne aus einem zentralen Sohlenkörper und hintenaus zwei Sohlenschenkeln, die beidseitig seitlich des Strahls liegen.

Sohlenkörper und Sohlenschenkel:

Der Sohlenkörper erstreckt sich bis zur Spitze des Strahls und ist nach dorsal gewölbt ( Sohlengewölbe), also konkav geformt. Die zwei Sohlenschenkel verlaufen beidseitig seitlich des Strahls bis zum Eckstrebenwinkel zwischen Eckstrebe und Trachtenwand.

Sohlenhorn:

Die Sohle besteht aus Sohlenhorn, welches wiederum aus zwei deutlich erkennbaren unterschiedlichen Teilen besteht: Einer tiefen soliden Hornschicht und einer oberflächlichen, krümeligen, oft weißlich erscheinenden Hornschicht.

Wichtig!: Die Sohle ist nicht für das direkte Tragen von Gewicht (direkte Druckbelastung)konzipiert! Sie sollte nicht in die Druckbelastungdes Hufes beim Auftreten einbezogen werden.

Strahl:

Der Strahl setzt an den Ballen im hinteren Hufbereich an und verläuft keilförmig spitz zulaufend durch die Sohlenmitte in Richtung Hufspitze. Er besteht aus weichem Gewebe, um die Bewegung für den Hufmechanismus zu ermöglichen. Zudem ist der Strahl eng verbunden mit den diversen um- und innenliegenden Strukturen. Seitlich des Strahls liegen die sog. „seitlichen Strahlfurchen“.

Trachten und Eckstreben:

An den hinteren Endpunkten der Hufwand befinden sich die Trachten, die mit Ballen, Strahl, Hufwand und Eckstreben verbunden sind. Die Eckstreben stellen quasi die Verlängerung der Trachten dar und verlaufen beidseitig zwischen Strahl/Strahlfurchen und Sohlenschenkel.

Die inneren Strukturen – unter der Oberfläche des Pferdehufes:

Das Innenleben des Hufes besteht sowohl aus mehreren weichen Schichten, sogenannten Huflederhäuten, als auch Knochen und Knorpeln. Diese wiederum bestehen aus Bindegewebe, Blutgefäßen sowie Nerven und unterteilen sich auch wieder in verschiedene Bereiche, die auch wieder unterschiedliche Funktionen haben.

Die Wandlederhaut:

Ist die innenliegende Schicht der Hufwand und ist einerseits über Faserbündel mit dem Hufbein verbunden und andererseits über kleine Hornblättchen mit der Hufwand. Die Verbindung von Hufwand und Wandlederhaut macht die Tragkraft des Pferdegewichtes möglich.

Die Sohlenlederhaut:

Bildet die innere Schicht der Hufsohle. Hufsohle und Sohlenlederhaut sind über sog. Papillen (kleine Gewebeerhebungen) miteinander verbunden. Die Sohlenlederhaut wird weniger belastet, deshalb weist sie eine geringere Oberfläche auf als die Wandlederhaut.

Die Strahllederhaut:

Stellt das Innenleben des Strahls dar, welches auch wieder über Papillen mit dem Strahlhorn verbunden ist. Sie ist hochsensibel und reagiert empfindlich auf Druck und Temperatur.

Die Kronlederhaut:

Ist die obere Schicht des Hufes, welche mit dem Kronsaum verbunden ist. Sie bildet den Ursprung für das Hornwachstum.

Im hinteren unteren Bereich des Hufes ist das Strahlbein und das Strahlpolster zu finden. Beide zählen ebenfalls zu den wichtigsten Bestandteilen des Hufmechanismus und erfüllen essentielle Funktionen. Bei Beeinträchtigung durch verschiedenste Faktoren können langwierige oder auch chronische Erkrankungen bzw. Defizite hervorgerufen werden.

Das Strahlbein:

Sitzt mittig zwischen Hufbein und Kronbein und fungiert quasi als Umlenkrolle für die tiefe Beugesehne. Zwischen Strahlbein und Sehne sitzt noch ein winziger Schleimbeutel. Das Strahlbein ist mit winzigen Bändern sowohl mit dem Hufbein, als auch mit dem Kronbein verbunden.

Das Strahlpolster:

Auch Strahlkissen genannt, liegt zwischen dem sichtbaren Strahl und den Ballen, sowie Strahlbein mit Hufbein. Es dient als eine Art Stoßdämpfer und verteilt Druck auf Hufwand und andere Strukturen. Bei Druck wird es wie ein Kissen/Polster zusammengedrückt, bei Wegnahme des Drucks weitet es sich in seine Ursprungsform zurück. Dadurch entsteht der bekannte Hufmechanismus.

Knochen und Knorpelstrukturen:

Zu den Kernstrukturen zählen u. A. Das Hufbein und die Hufknorpel. Beide zählen zu den wichtigsten Bestandteilen des Hufmechanismus.

Das Hufbein:

Ist der letzte Knochen am Bein des Pferdeskeletts. Es liegt innerhalb der Hufkapsel und ist darin in einer lamellenartigen Struktur gebettet und somit nicht fest verankert. Die zwei seitlich nach hinten auslaufenden Teile des Hufbeins werden Hufbeinäste genannt.

Die Hufknorpel:

Sitzen seitlich am Hufbein bzw. im hinteren Bereich an den Hufbeinästen. Ein gesunder Hufknorpel ragt über den Kronrand hinaus und kann von Außen ertastet werden. Gesunde Hufknorpel unterstützen außerdem den Huf in seiner gesamten Stabilität.

Das Kronbein:

Sitzt als Knochen zwischen dem Hufbein und dem Fesselbein und befindet sich somit auch zwischen zwei Gelenkspalten.

Das Hufgelenk ist das letzte Zehengelenk beim Pferd. Es setzt sich aus Hufbein, Strahlbein und Kronbein zusammen, ist also ein zusammenfassender Begriff für drei miteinander arbeitenden Hufbestandteilen. Das Hufgelenk kann Beuge- und Streckbewegungen, sowie Dreh- und Seitwärtsbewegungen ausführen. Dadurch ist der Huf in der Lage, sich Bodenunebenheiten anzupassen.

Welche Mechanismen und Funktionen, aber auch Defizite und Krankheiten beim Pferdehuf existieren, erfahrt ihr bald in unseren kommenden Blogbeiträgen!


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